Morgendlicher Blick von meinem Zelt:
Mein heutiger Tagesplan war, das Klosters Chozoviotissa und meinen früheren „Wohnstrand“ Agia Anna zu besuchen. 1985 war die wilde Gegend hinter Chora nur per aufwändigem Fußweg erreichbar, heute gibt es eine Straße samt Busverbindung. Ich bin mit dem Bus zur Klosterhaltestelle gefahren. Für den Besuch des Klosters war ich meiner Meinung nach gut ausgestattet. Ich hab das Kloster damals zwar nicht besucht, wusste aber von anderen Strandbewohnern, dass speziell für Frauen sehr strenge Bekleidungsregeln herrschen. Ich war also mit langer, weiter Goahose, Strandtuch zum Bedecken der Arme und einem Bandana-Tuch zum Bedecken der Haare ausgestattet. Von der Haltestelle führt ein Fußweg zum Eingang und dann geht’s über gefühlt tausend Steinstufen oder mehr hinauf zum Kloster. Ein Zwischendurchblick hinunter, hinten ist die Bucht vom Agia Anna Beach zu erkennen:
Und schon fast geschafft:
Dann die Ernüchterung: Frauen dürfen nicht mit Hosen ins Kloster. Meine Idee, das Strandtuch als Rock zu verwenden, scheiterte daran, dass ich nun nichts mehr zum Bedecken meiner Arme hatte. Eine Frau im Eingangsbereich erklärte mein Outfit für nicht klostertauglich. Neben mir ging ein Mann mit langer Hose und T-Shirt hinein. Ich sah nur die Eingangstür zur patriarchalischen Klosterwelt:
Erinnerung an 1986, Istanbul: Edo und ich wollten eine Moschee besichtigen, er durfte hinein, ich wurde unter Schimpfen und bösen Blicken umgehend rausgeworfen.
Egal, ich hatte jetzt sowieso schon große Lust aufs Wiedersehn meines Wohnstrandes und stieg die zahllosen Stufen wieder hinab, um Richtung Agia Anna Kirche zu wandern.
Nach einem längeren Straßenstück fand ich den alten Wanderpfad, der direkt zur kleinen Kirche hinunter führt.
Von hier aus ist das Kloster nicht zu sehen, es versteckt sich hinter den Felswänden.
Oberhalb der Kirche gibt es jetzt ein kleines Cafe. Das kam mir gerade recht, Wasservorrat und Koffeinpegel waren schon im unteren Bereich.
Blick auf die erste Agia Anna Badebucht:
Ich ging aber weiter auf felsigem Pfad zu dem Strand, auf dem ich im Sommer 1985 mehrere Nächte unterm Sternenhimmel geschlafen habe. Ich erinnere mich noch an meine erste Nacht hier, der Vollmond ging blutrot über dem Meer auf. Ein paar Strandbewohner spielten Gitarre und Mundharmonika. Ein kleines Feuerchen brannte. Ich war einfach nur glücklich auf diesem aus heutiger Sicht trostlosen, schattenlosen Steinstrand. Heute wohnt niemand mehr da, auch die vielen schönen Windschutz-Steinwälle, die wir kunstvoll errichtet haben, sind nicht mehr da.
Von hier aus sieht man wieder zum Kloster:
Und gezoomt schauts so aus:
Ich bin zeitlos lang hier geblieben, hab wie früher das meditative Schauen aufs Meer, Hören der Wellen und Spüren des Streichelwinds genossen.
Schwimmen war ich dann erst bei der vorderen Badebucht, hier war das Meer ruhiger.
Noch Bilder von der Agia Anna Kirche samt Umgebung:
Dann gings bequem mit dem Bus zurück nach Chora. Oben wars extrem windig, aber ich hab das Schlendern durchs Gassengewirr wieder sehr genossen.
Morgen geht’s um 5 Uhr in der Früh ostwärts Richtung Dodekanes. Adios Kyklades, ich freu mich jetzt schon aufs Wiederkommen! ♥
Nachtrag 9.9.: Gestern nach 10-stündiger Fahrt mit Blue Star 2 gut in Rhodos angekommen, windstill heiß hier mit Badewannenmeer, kaum Internetempfang in Stegna, werd ca in 2 Wochen hier wieder weiterschreiben. Morgen kommt Edo zu einem Chalki-Revival, freu mich! 🙂